Autor: Karl Schönswetter

  • Das ist keine Kunst. Das ist Leni Riefenstahl: Diese sogenannte ‚incredible choreography‚ ist faschistoider Bullshit zum Quadrat und hier wird click-bait Ästhetik zur Vorbereitung auf die Neue Zeit eingesetzt. Besonders widerlich ist die Verbindung von harmlosen bis kitschigen offensichtlichen „Botschaften“ hinter aufgelösten Individuen unter Knute. Könnte Nordkorea sein. Könnte aber auch China sein, könnte ebenso Fackelmarsch oder Stalin-Parade benannt werden. Auf so einen Schweiß habe ich keine Lust mehr.

  • Die Wogen gehen derzeit hoch. Zunächst erreicht mich die Nachricht, dass das Projekt firefish auf der Kippe steht, heute lese ich, dass das troet.cafe nicht mehr lange überleben soll. Wenn das große Risikokapital ausbleibt und Instanzen aus Idealismus heraus betrieben werden, kann so etwas passieren. Das ist ‚part of the game‘. Dies ist einerseits die Erinnerung daran, als User/in nicht darauf zu vergessen, die Instanz, auf der man vor sich hinpostet, zu supporten. Im bin z.B. auch aus diesem Grund zu einer Instanz gewechselt, die es nur über Mitgliedsbeitrag gibt. Für mich ist das ein fairer Deal und es schützt auch ein wenig vor nicht erfüllten Erwartungen und Enttäuschungen.

    Diese Entwicklung ist aber kein Argument für eine zentrale Struktur. Das schöne am förderierten Sozialen Netz ist, dass es diese Bewegungen gut vertragen kann. Meine Prognose ist sogar, dass diese Zersplitterung allein durch den Umstand, dass Instanzen nicht immer zuverlässig sind und weil es einfach geht, immer kleinteiliger werden wird. Die Entscheidung von WordPress, das ActivityPub-Protokoll in seinen Dienst als Standard-Einstellung zu implementieren wird hier – auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – der entscheidende Gamechanger werden.

    Wenn wir Glück haben und die Chance von den User/innen auch ergriffen wird, dann werden wir damit enden, dass es ganz viele eigene Instanzen gibt (bei wordpress ist das dann z.B. einfach nur ein Blog), die aber nicht vereinzelt agieren, sondern über das Fediverse miteinander verknüpft sind. Ich fände diese Entwicklung sehr begrüßenswert! Sie würden einem Mittelstand in den Netzdiensten einen neuen Schwung verleihen, die Monopole von großen zentralen Datensackgassen würden fallen und Informationskanäle und Vertriebswege würden diversifiziert und damit auch demokratisiert werden.

    Die Neuigkeiten aus dem förderierten Netz sind also keine Hiobsbotschaften, sondern sind ein Hinweis auf eine Entwicklung die, wenn sie in die richtigen Kanäle gelenkt wird, sogar begrüßenswert ist: Internet.

  • Diese Plattform hier wird mein Forum. Es gibt Kommentare zur Gegenwart, Hinweise zu Dingen und Phänomenen, die mich interessieren und ich werde meine Arbeit & Kunst hier auch intellektuell begleiten. Während der Fotoblog mehr für sich selbst sprechen soll, möchte ich hier parallel dazu auch Theorie zur Aktion spinnen. Meine Fragestellungen transparent machen und damit meine Entwicklung. Ich begreife das als Logbuch meiner Reise, es wird v.a. auch mir dazu dienen, mich später daran erinnern zu können, was ich mir da und dort gedacht habe, welche Fehler ich gemacht habe und was geglückt ist. Mir geht es darum, dem Zufall seine Kraft zu nehmen und meinen Willen in den Fokus zu rücken.

    Mit einer Frage, die mich im kommenden Jahr beschäftigen wird, will ich hier starten. Lange habe ich mein fotografisches Auge trainiert, um mittels Licht und Perspektive Flächen zu definieren und zu gestalten. Für mich war Fotografie immer im wörtlichen Sinn eine Form von Lichtmalerei. So habe ich hauptsächlich mit Architekturfotografie mein Auge geschult. Ich wollte Grafiken schaffen, deren Material die Reflexion von Stein, Glas und Beton fixiert. Dann war ich in Mauthausen und habe mit der gleichen Logik die Gebäude und Mauern dort auf Mittelformatfilm festgehalten. Das erste Mal seit langer Zeit hat mich dieser Ort und das, was er mit mir angestellt hat, in seinen Grundfesten erschüttert.

    Diesen Ort mit meinem Auge zu fotografieren wurde unzulänglich, weil meine Orientierung auf der Fläche mit dem Objekt diesmal nicht funktionieren will. Es ist mir in der Vergangenheit schon so gegangen, wenn ich Wohnblocks oder die neoliberalen Hochhäuser in Wien abgebildet habe. Immer war hier die Spannung zwischen einem widerwärtigen Motiv und meinem Versuch, der Lichtreflexion mit der richtigen Perspektive eine spannende Grafik zu entlocken. Nur bei Hochhäusern hatte ich da kein wirklich schlechtes Gewissen. Bei einem Konzentrationslager ist es schon etwas anderes.

    Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich mein Training wieder von vorne beginnen muss. Der goldene Schnitt, der sich in meinen Fokus eingebrannt hat, muss nachjustiert werden, weil ich brauche eine Antwort auf die Frage nach der Ästhetik des Hässlichen. 2024 will ich versuchen, bewusst meine Gewohnheiten zu konterkarieren und vermeintlich schlechte Motive neu betrachten. Warum entscheide ich mich für eine Perspektive? Warum finde ich diesen Ort interessant? Wie kann ich Ausschluss korrekt begründen?

  • Wieso gibt es einen weiteren Blog neben dem KARLENDER? Und es stimmt, ich könnte die Inhalte auch gut zusammenführen und dort mein Portfolio aufbauen und andererseits schreiben, kommentieren und tippend nachdenken. Ich bin aber in erster Linie ein Ästhet. Eine Website, deren Schwerpunkt im Text liegt, braucht eine andere Aufteilung der Fläche, als ein Fototagebuch, welches zur gefilterten Präsentation meiner Filmscans dient. Das ist für mich der zunächst wichtigste Grund.

    Zum Zweiten ist es meine Erfahrung, dass Menschen mit Universalismus nichts anzufangen wissen. Sie wollen spezialisierte Häppchen und kein Karleidoskop. Mir persönlich ist das zu eng, aber ich will mich hier auch nicht über andere hinwegsetzen und habe mich daher dazu entschlossen, meinen content ein wenig zu sortieren. Wer mir auf Mastodon folgt, bekommt alle verschiedenen Aspekte meiner Tätigkeit zugespielt, aber es besteht nun auch die Möglichkeit, sich die Rosinen herauszupicken. Wieso nicht? Wer bin ich, um das anderen vorzuhalten?

    Ich wünsche daher viel Spaß mit diesem text-only WordPress-Blog Namens NEUSCHRECKEN. Der Name ist für mich Allegorie für die Schwarmintelligenz, die Pharaonen das Fürchten lehrt. Das wird sich wohl ein wenig als roter Faden durch diese Texte ziehen. „Friede den Hütten, Krieg den Palästen.“

  • Die Heuschrecken werden ein Nur-Text Blog mit Anbindung ans Fediverse. Logbuch für alle möglichen Themen.