Das Auge

Diese Plattform hier wird mein Forum. Es gibt Kommentare zur Gegenwart, Hinweise zu Dingen und Phänomenen, die mich interessieren und ich werde meine Arbeit & Kunst hier auch intellektuell begleiten. Während der Fotoblog mehr für sich selbst sprechen soll, möchte ich hier parallel dazu auch Theorie zur Aktion spinnen. Meine Fragestellungen transparent machen und damit meine Entwicklung. Ich begreife das als Logbuch meiner Reise, es wird v.a. auch mir dazu dienen, mich später daran erinnern zu können, was ich mir da und dort gedacht habe, welche Fehler ich gemacht habe und was geglückt ist. Mir geht es darum, dem Zufall seine Kraft zu nehmen und meinen Willen in den Fokus zu rücken.

Mit einer Frage, die mich im kommenden Jahr beschäftigen wird, will ich hier starten. Lange habe ich mein fotografisches Auge trainiert, um mittels Licht und Perspektive Flächen zu definieren und zu gestalten. Für mich war Fotografie immer im wörtlichen Sinn eine Form von Lichtmalerei. So habe ich hauptsächlich mit Architekturfotografie mein Auge geschult. Ich wollte Grafiken schaffen, deren Material die Reflexion von Stein, Glas und Beton fixiert. Dann war ich in Mauthausen und habe mit der gleichen Logik die Gebäude und Mauern dort auf Mittelformatfilm festgehalten. Das erste Mal seit langer Zeit hat mich dieser Ort und das, was er mit mir angestellt hat, in seinen Grundfesten erschüttert.

Diesen Ort mit meinem Auge zu fotografieren wurde unzulänglich, weil meine Orientierung auf der Fläche mit dem Objekt diesmal nicht funktionieren will. Es ist mir in der Vergangenheit schon so gegangen, wenn ich Wohnblocks oder die neoliberalen Hochhäuser in Wien abgebildet habe. Immer war hier die Spannung zwischen einem widerwärtigen Motiv und meinem Versuch, der Lichtreflexion mit der richtigen Perspektive eine spannende Grafik zu entlocken. Nur bei Hochhäusern hatte ich da kein wirklich schlechtes Gewissen. Bei einem Konzentrationslager ist es schon etwas anderes.

Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich mein Training wieder von vorne beginnen muss. Der goldene Schnitt, der sich in meinen Fokus eingebrannt hat, muss nachjustiert werden, weil ich brauche eine Antwort auf die Frage nach der Ästhetik des Hässlichen. 2024 will ich versuchen, bewusst meine Gewohnheiten zu konterkarieren und vermeintlich schlechte Motive neu betrachten. Warum entscheide ich mich für eine Perspektive? Warum finde ich diesen Ort interessant? Wie kann ich Ausschluss korrekt begründen?


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